Ewiges Leben war der Plan, Unsterblichkeit in Form eines Ausstellungsstücks die Realität, die sich für Tutanchamun vor 100 Jahren durch Howard Carters Fund ergab. Ein Editorial von Michael Graef.

Joseph Beuys hat einmal erklärt, man müsse sich verschleißen, weil es keinen Sinn mache, wenn man – wenn der Körper – am Ende des Lebens noch für etwas gut wäre. Heutzutage werden viele eine andere Sichtweise auf das Thema haben. Die Fitnessbewegung sorgte dafür, dass Menschen heute zunehmend versuchen, das eigene Wohlbefinden so lange es geht zu konservieren. Nach heutigen Erkenntnissen ist das auch vernünftig. Selbst im hohen Alter lassen sich Herz und andere Muskeln in der Regel stärken und hierdurch die Lebenserwartung und – wichtiger noch – die Lebensqualität signifikant steigern. Hier Lösungen zu entwickeln ist neben barrierefreier Gestaltung übrigens ein interessantes und gemessen an der Demografie wichtiger werdendes Aufgabenfeld für das Design.

Zwei Arten der Unsterblichkeit

Manche gehen einen Schritt weiter und investieren in vermeintliche Unsterblichkeit, indem sie ihre Körper nach dem Tod einfrieren lassen. Freilich in der Hoffnung, dass die Wissenschaft irgendwann eine Wiedererweckung ermöglicht. Man kann nur wünschen, dass ihnen niemand einen Strich durch die Rechnung macht. Unter dem Gesichtspunkt der Ewigkeit muss – um einen Ausdruck Spinozas zu verwenden („sub specie aeternitatis“) – damit gerechnet werden, dass reichlich unvorhergesehene Dinge geschehen.

Man denke zum Beispiel an das, was sich vor genau 100 Jahren im ägyptischen Tal der Könige ereignet hat. Eine zufällig entdeckte Stufe wies Howard Carter den Weg zum Grab von Pharao Tutanchamun. Ganz sicher hatte sich der sein weiteres Schicksal anders vorgestellt, als dass man ihn gut drei Jahrtausende nach seinem Ableben wiederholt unsanft untersucht und samt Grabbeigaben (die eigentlich für das jenseitige Weiterleben bestimmt waren) zur Schau stellt.

Superstar wider Willen

Nicht ausgeschlossen aber, dass die einzige Chance auf – relative – Unsterblichkeit ohnehin darin liegt, dass sich später jemand an uns erinnert. Wobei es schon ein merkwürdiger Zufall ist, dass ausgerechnet der bereits wenige Jahre nach seiner kurzen Herrschaft in Vergessenheit geratene König quasi zum Superstar der Ägyptologie wurde. Wer mehr über ihn und den legendären Fund seines Grabes erfahren möchte, liest unsere Rezension einer interessanten diesbezüglichen Neuerscheinung.

Herzlichst
Michael Graef

Chefredakteur und Mitbegründer von COLD PERFECTION

 
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