Mode von Andrew Gn zeichnet eine minimalistische Opulenz aus. Sie ist auf der Höhe der Zeit und zugleich so zeitlos elegant, dass sie lange tragbar bleibt.

Schönheit ist für Andrew Gn eine hoch emotionale Angelegenheit. Die Auseinandersetzung mit ihr begreift der in Singapur geborene Designer angesichts der globalen und extrem diversifizierten Welt von heute als herausfordernder denn je. Seinen internationalen Kundinnen unterbreitet er deshalb mit jeder neuen Kollektion thematisch zahlreiche verschiedene Vorschläge, statt jeweils lediglich eine einzige Geschichte zu erzählen.

Praktisch überall findet Andrew Gn die nötige Inspiration – etwa in der Kunst, Gebrauchskunst oder Architektur. Die ihm eigene eklektizistische Philosophie, die Gn bei seiner privaten Leidenschaft – dem Sammeln von Antiquitäten – leitet, lässt ihn auch bei seinen Kreationen gekonnt Stile, Formen und Materialien aus einer Vielzahl historischer und kultureller Kontexte zu faszinierenden Assemblagen verbinden. So treffen bei ihm mitunter Kimono-Stoffe oder indischer Maharadscha-Brokat auf europäischen Klassizismus, ohne dass seine Entwürfe jemals in den Bereich der affektierten Pose oder Maskerade abdriften.

Meisterhaft minimalistische Opulenz

Die zumeist von einer betont femininen Silhouette geprägte Mode von Andrew GN lässt sich mit gängigen Etiketten kaum angemessen beschreiben. Sie ist auf eine Weise opulent, zugleich jedoch minimalistisch, da nichts übertrieben oder entbehrlich wirkt. Im Gegenteil: Alles fügt sich zu einem Gesamtbild, das eine meisterhafte Melange bildet aus zeitloser Eleganz auf der einen und einem Eindruck modischen Up-to-date-Seins auf der anderen Seite.

Andrew GN ist im Sinne der Nachhaltigkeit überzeugt, wir sollten weniger und dafür schönere und werthaltigere Dinge erwerben, die man lange behält. Mit seinen Designs schafft er hierfür die visuelle Grundlage. Die herausragende Verarbeitungsqualität seiner stets einen Hauch von Haute Couture verströmenden Prêt-à-porter-Mode tut ein Übriges. Das Pariser Maison fertigt ausschließlich in Frankreich mit sehr viel Handarbeit und unter Verwendung von Stoffen, die von Haute-Couture-Zulieferern stammen.

Ungaro, Balmain, Andrew GN

Bevor Andrew Gn 1996 im Alter von 30 Jahren sein eigenes Label gründete, war der Absolvent der renommierten Londoner Saint Martin’s School of Art 1992 für ein Jahr als Assistent von Emanuel Ungaro tätig und verantwortete von 1997 bis 1998 die Prêt-à-porter-Kollektion bei Balmain. Der Kosmopolit versteht sich im Herzen als Asiat. Er erklärt damit seinen perfektionistischen, große Aufmerksamkeit auf jedes Detail richtenden Ansatz, wofür er das Beispiel der chinesischen Porzellanherstellung wählt. Über Jahrhunderte hinweg wurde diese vervollkommnet, hin zur endgültigen Harmonie aus Form und Glasur.

In der Mode gibt es nach Ansicht von Andrew Gn gegenwärtig nicht die eine Richtung, vielmehr existiert ein ganzes Spektrum. Anstatt des einen richtigen Weges sind daher viele möglich, ist sich Gn sicher. Bei seinen Richtungsentscheidungen bewies er bislang jedenfalls ein besonderes Gespür, verstand er es doch, eine weltweite Anhängerschaft aus „normalen“ Kundinnen für sich und seine tragbare Kleidung einzunehmen und außerdem zu einem von Weltstars wie Oscar-Preisträgerin Reese Witherspoon geschätzten Red-Carpet-Liebling zu avancieren.

Weitere Informationen:
Andrew Gn
www.andrewgn.com

Bildhinweis:
Sämtliche Fotos stammen aus der Prefall-Kollektion 2020. © Andrew GN

 
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