
Ökobilanzierung: Klimaschutzeffekt von Recycling
Um wie viel mehr müssten uns all die Meldungen zum Zustand des Planeten, zur Ausbeutung und Zerstörung der Natur und zum Verlust der Artenvielfalt beunruhigen, wenn die Menschheit nicht längst unzählige Lösungen entwickelt hätte, um den eingeschlagenen Weg zu verlassen? Die Abfahrt vom „Highway to Hell“ ist freilich eine Aufgabe, die nicht Jahre sondern Jahrzehnte in Anspruch nehmen wird.
Dass die bisherige Geschwindigkeit der Transformation ausreicht, um den drohenden Zusammenbruch der Ökosysteme zu verhindern und die Klimaziele einzuhalten, wird indes von vielen bezweifelt. Zur Beschleunigung beitragen kann jeder durch bewusstere Kaufentscheidungen. Also zum Beispiel durch den Erwerb von langlebigen und reparaturfreundlichen Waren. Weiterhin beachtenswert ist die mal mehr und mal weniger stark ausgeprägte Recyclingfähigkeit sowie die möglichst umfangreiche Verwendung von recycelten Rohstoffen für die Produktion.
Ein wesentlicher Beitrag zur Entlastung des Klimas
Welchen Umweltbeitrag das Recycling von Wertstoffen leistet, hat jüngst das Fraunhofer-Institut UMSICHT im Rahmen der Studie „resources SAVED by recycling“ untersucht. Auftraggeber war die ALBA Group, ein führender Recycling- und Umweltdienstleister sowie Rohstoffversorger. Das Recycling von Wertstoffen trage wesentlich zur Entlastung des Klimas bei, so das Fazit.
Die 2018 durch die Kreislaufführung von 5,6 Millionen Tonnen Wertstoffen durch die ALBA Group eingesparte Menge klimaschädlicher Treibhausgase – insgesamt 4,4 Millionen Tonnen – entspricht dem Klimaschutzeffekt eines Mischwalds mit fast der doppelten Fläche des Saarlands. Zudem wurden durch das Recycling gegenüber der Primärproduktion 31,9 Millionen Tonnen Ressourcen eingespart, darunter Erze, Kohle und Holz.
Einsatz von Rezyklaten konsequent fördern
„Um die Klimaschutzziele bis 2030 zu erreichen, muss Recycling fester Bestandteil allen Wirtschaftens werden“, erklärt Dr. Axel Schweitzer, Vorstandsvorsitzender der ALBA Group. Die Politik verschenke aber immer noch enorme Klimaentlastungs-Potenziale. Durch Recycling ließe sich seiner Ansicht nach Klimaschutz viel einfacher und wirksamer realisieren als mit vielen Maßnahmen im Klimaschutzpaket. Darüber hinaus könne man mit der Unterstützung der Bürgerinnen und Bürger rechnen, da es nicht zu zusätzlichen finanziellen Belastungen komme.
Eine Welt ohne Abfall sei immer auch eine Welt mit weniger Treibhausgasen, ist sich Schweitzer sicher. „Deshalb brauchen wir klare Ziele für die Kreislaufwirtschaft: Der Einsatz von Rezyklaten muss konsequent gefördert werden, beispielsweise indem weitere Qualitätsstandards eingeführt werden und die öffentliche Hand als Vorreiter nur noch Produkte mit Rezyklatanteil einkauft. Das neue Klimaschutzpaket der Bundesregierung sollte ambitioniertere Ziele enthalten.“
Fokus auf Gestaltung und Herstellung recyclingfähiger Produkte
„Unsere umfassende Bilanzierung ermöglicht es, die Umwelteffekte des Recyclings genau zu beziffern; vor dem Hintergrund der aktuellen Klimaschutzdiskussion ist dies ein wichtiges Signal“, so Dr.-Ing. Markus Hiebel, Leiter der Abteilung Nachhaltigkeits- und Ressourcenmanagement im Fraunhofer-Institut UMSICHT.
Positiv bemerkbar mache sich die Neu- und Weiterentwicklung von Verfahren wie etwa ein in der ALBA Group entwickeltes Recyclingverfahren für Kunststoffe. Bereits heute spart die Verwendung hochwertiger Recyclingkunststoffe im Vergleich zu Neugranulat aus Rohöl mehr als 50 Prozent klimaschädliche Treibhausgasemissionen ein. Um das volle Potenzial der Recyclingrohstoffe auszuschöpfen, müsse der Blick allerdings künftig stärker als bisher auf die Gestaltung und Herstellung recyclingfähiger Produkte und Verpackungen gelenkt werden, gibt Markus Hiebel zu bedenken.
Weitere Informationen:
Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik UMSICHT
www.umsicht.fraunhofer.de
ALBA Group plc & Co. KG
www.albagroup.de
Rubrik Green Planet
Autor redaktion